Der Winter 2022/23 hat es in sich – wenig Schnee, schwieriger Schneedeckenaufbau und deutlich zu warm. Auch unsere Schneeschuhtouren rund um die Fanes-Hütte waren davon betroiffen, aber lest selbst (Bericht von S.R):

Ende März 2023 zu Gast im größten geschützten Gebiet Südtirols, dem Naturpark Fanes-Sennes-Prags. Standquartier ist die schön gelegene und privat betriebene Fanes-Hütte auf 2060 m oberhalb von St. Vigil in Enneberg.

Der Frühling lässt grüßen, erst recht nach dem schneearmen Winter in Südtirol. Braun-grüne Hänge erwarten uns. Erst weiter oben übernimmt mehr und mehr der Schnee das Bild. Das heißt für uns, wer seine Schneeschuhe liebt, der trägt sie die ersten Höhenmeter ab dem Parkplatz auf dem Weg zur Hütte festgezurrt am Rucksack. Wir schaffen es trotzdem, noch einige Eingehmeter auf den Schneeschuhen zu absolvieren und stapfen am frühen Nachmittag an der Hütte ein. Ab ins 11er Lager und Hütte erkunden, die uns positiv überrascht. Warmwasser, Duschen und Toiletten auf jeder Etage, dazu ein urgemütlicher Gastraum, das Kaminzimmer, ein großer Schuhtrockenraum und sehr freundliche Wirtsleute samt Helferschar. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf der Terrasse, wiederholen die LVS-Suche, tragen unser Wissen rund um hilfreiche Apps zusammen und planen die Tour für den nächsten Tag, die uns auf den Monte Castello mit seinen 2760 m führt. 

Bruchharsch satt

Das Abendessen mit seinen vier Gängen lässt die Bäuche spannen und uns alsbald in die Kissen fallen. Das Wetter gleicht dem im April, Sonne, Wind und Wolken wechseln sich ab, zudem sind Niederschläge angekündigt. Schon bald merken wir, dass der alte Schnee größtenteils ausreichend, die Struktur aber sehr instabil ist. Die angefrorene Schneeoberfläche trägt uns nicht. Wir brechen häufig ein, bis zum Knöchel, meist jedoch bis zum Knie, teilweise bis zur Hüfte, so dass Ausgraben angesagt ist. Scherzhaft sprechen wir schon vom Tunneltrupp. Der Bruchharsch macht nicht nur uns, sondern auch den Skitourengehern zu schaffen. Denn so recht vorwärts kommen alle nicht. Mitunter stoßen wir auf großflächige Schwachschichten und mit dezenten Wumm-Geräuschen sackt die Schneeoberfläche zusammen. Nur gut, dass uns diese extreme Form im nahezu flachen Gelände passiert und keine Gefahr von rutschenden Schneebrettern ausgeht.

Auf zum Monte Castello, 2817 m

Vorbei am Limosee stiefeln wir über die große Fanesalm zum markanten Gipfel, der einer Burg gleicht und an der Grenze zwischen Südtirol und der Provinz Belluno liegt. Um wirklich ganz nach oben zu kommen, bräuchte es eine Kletterausrüstung. Wir freuen uns an den steilen Felswänden auf einer Höhe von 2777 m und kraxeln ein wenig ohne Schneeschuhe herum. Ein wenig erschütternd und berührend ist das Ganze schon – im Ersten Weltkrieg waren hier Stellungen, die einfach in den Fels gehauen wurden.

Über die Lavarella-Hütte in Richtung Neunerspitze

Die Nacht geht nur knapp unter den Gefrierpunkt und wieder kämpfen wir mit dem brüchigen Schnee, teilweise geht es am Sonnenhang mit den ersten Krokussen nur mit Bergschuhen voran. Das eigentliche Ziel, den Zehner mit seinen 3.000 und ein paar Zerquetschten streichen wir alsbald aus dem Programm und begnügen uns stattdessen mit einer vorgelagerten Erhebung auf 2630 m (Ciastel Di Fanes / Fanesburg). Das Wetter kippt, dunkle Wolken, Graupel und Wind sorgen für eine frühzeitige Umkehr und ermöglichen einen gemütlichen Ausklang in der Hütte. Wir haben Spaß und lachen viel, etwa über eine derangierte lebensgroße Puppe mit blonden Haaren, die offensichtlich viel Zeit tief eingegraben im Schnee verbracht hat. Auch über den niederländischen „Bergdoktor“, die struppigen Amerikaner und die zwei Herren, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den Jungs aus der Muppet-Show hatten. Eine Runde Yoga mit der netten Hüttenwirtin im Kaminzimmer lässt die Zeit bis zum Abendessen wie im Flug vergehen.

Abstieg über den Höhenweg Nummer 1

Straße kann ja jeder, wir wählen beim Abstieg einen Abstecher in die Prärie und nutzen bei strahlendem Sonnenschein mit stahlblauen Himmel einen kleinen Teil des Dolomiten Höhenweg Nummer 1. Landschaftlich sicherlich der schönste Teil der Tour in teils unberührtem Gelände. Je weiter wir absteigen, desto schneeärmer gestaltet sich der Weg. Manchmal ist es nur noch ein schmales weißes Band, gerade so, dass es brav hintereinander mit den Schneeschuhen noch geht.

Käsemuseum, Burger und Einkauf auf der Alb

Auf der Rückfahrt erleben wir Genuss pur in der Feinkäserei Capriz in Vintl. Käse verkosten, einkaufen und ab ins Käsemuseum. Und wo wir schon mal da sind, essen wir gleich zu Mittag im trendigen Burgerlokal, in dem vor allem Einheimische einkehren. Da auf der A8 auf der Alb Stau wartet, geht es mit der Shopping-Tour in die nächste Runde und auf einen Abstecher nach Merklingen in die Halbzeit. Ein wirklich zu empfehlender Treffpunkt mit schwäbischer Küche und Einkaufsmöglichkeit in der schwäbischen Markthalle – übrigens auch am Wochenende.