Gschnitztal, Wipptal, Valsertal, Schmeiental – das sind keine böhmische Dörfer, sondern wunderbare Täler in den Brennerbergen, die wir überlicherweise auf dem Weg in den Süden unverdient links liegen lassen. Es verstecken sich dort noch sehr ursprüngliche Dörfer wie Sankt Jodok am Brenner, welches sich dem nachhaltigen Tourismus verschrieben hat und eines der 30 Bergsteigerdörfer ist, die den inviduellen Toursimus fördern wollen, jedoch den Massentourismus ablehnen.

Für unseren Grundkurs „Sicheres Begehen von versichterten Steigen“ haben wir das Bergsteigerhotel „Das Lamm“ in Sankt Jodok am Brenner ausgewählt. Petra, die Chefin des Hauses, kümmert sich sehr fürsorglich und zuvorkommendm ihre Gäste und steht immer mit Rat und Tat zur Seite. Von Sankt Jodok aus lassen sich einige Klettersteige in der Nähe, Mehrseillängenrouten zum Klettern und im Winter Ski- und Schneeschuhtouren gut erreichen.

Unsere Gruppe – 10 Teilnehmer und 3 Trainer – starten am Freitag früh mit einem ausgiebigen Frühstück gut in den Tag. Unser erstes Ziel, den Übungsklettersteig St. Magdalena, erreichen wir nach einer kurzen Autofahrt. Der Zustieg zum Felsfuß ist nicht lang, aber steil ansteigend – Aufwärmtraining für die Herausforderungen an der Wand. Roland führt in das richtige Anlegen der Klettersteigausrüstung und in die Grundlagen des Klettersteiggehens ein, und schon geht es los in den ersten A-Teil mit einem leicht luftigen Quergang und einer ersten steilen Wand. Aha – das ist also Klettersteiggehen! Bei den ersten Teilnehmern spürt man sofort den Respekt vor der Höhe.

Der Übungsklettersteig bietet noch mehr. Im unteren Teil lassen sich auch Teile mit der Schwierigkeit B, C, D und sogar E/F relativ sicher üben. Für den D-Teil und den E/F-Teil werden die Teilnehmer zusätzlich im Toprope gesichert, so dass jede/r an seine Grenzen und die unterschiedlichen Schwierigkeiten testen kann.

Da das Wetter wie so oft in diesem Sommer launisch ist, drängen die Trainer auf einen Aufbruch. Nun steht der komplette Klettersteig an, der mit der Schwierigkeit C bewertet ist. Über Tritte, Klammern und Bänder geht es nun die Wand hinauf, immer dem Stahlseil folgend. Der Fels lädt an der einen oder anderen Stelle zum Treten und Greifen ein, ist jedoch stellenweise sehr erdig und damit etwas rutschig. Nach rund 300 Klettermetern und etwa 90 Minuten steigen wir am Gipfel aus. Wobei Gipfel etwas übertrieben ist, denn oben steht die Bergkapelle St. Magdalena, die heute eine Jausenstation beinhaltet. Bei Kaltgetränken, Knödeln und Kaiserschmarrn wird der erste Klettersteig gewürdigt – das macht Appetit auf mehr.

Trotz auffrischendem Wind und dunklen Wolken über dem Stubaital kommen wir trocken im Lamm an. Das Abendprogramm ist schnell erzählt: Das, was wir praktisch am Tag erlebt haben, arbeiten wir nochmals in der Theorie auf. Nach der Feedback-Runde legen wir gemeinsam das Programm für den folgenden Tag fest.