Da bietet man mal eine Tour an, die nicht zu den üblichen Zielen führt – und keiner meldet sich an. Naja, dann gehen K. und ich eben alleine, ätsch. Die Rede ist vom Giro del Viso mit der Option, dem Monviso aufs Haupt zu steigen.
Zugegeben, es ist nicht der nächste Weg zum Pian del Re. Von dort startet die Tour und wir überqueren die Grenze von Italien nach Frankreich. Wobei „überqueren“ der falsche Begriff ist, denn genau genommen gehen wir durch einen alten Salztunnel, der die Grenze zwischen beiden Ländern markiert. Die Tage vorher waren schlecht und kalt, daher haben wir ab ca. 2.500 Meter eine durchgängige Schneedecke, was die ganze Sache nochmals interessanter macht. Nach dem Tunnel geht es hinab zur ersten Unterkunft, dem Refuge du Viso. Dort ist man ökologisch – es gibt keine warme Stube, keine warme Zimmer, keinen Strom, spärliches elektrisches Licht und lediglich eiskaltes Wasser. Ein Hüttengast hat zutreffend „Refuge du Frigo“ (Kühlschrank) ins Hüttenbuch geschrieben.
Am nächsten Tag wollen wir weiter zum Rifugio Q. Sella, aber der Weg über das Rifugio Vallanta ist weit, vor allem bei den Verhältnissen. Wir probieren eine Abkürzung über das Coulour del Porco. Den Weg finden wir ohne Probleme, jedoch müssen wir Spurarbeit leisten, was vor allem im oberen Teil harte Arbeit bedeutet – immer wieder brechen wir ein, was das Fortkommen eher mühsam macht. Dafür bedankt sich dann gleich ein Trailrunner für die Spurarbeit. Nach dem Coulour gehen wir auf gut ausgebauten Wanderwegen weiter zum Rifugio Q. Sella – von Energiesparen hier keine Spur: elektisches Licht im Überfluss, in jedem Zimmer Steckdosen, im Gastraum mehrere Heizstrahler. Andere Länder, andere Sitten.
Den Monviso lassen wir aus guten Gründen außen vor. Durch den Schneefall der letzten Tage ist die gesamte Wand vereist und es hat einen halben Meter Neuschnee – im Dreiergelände ohne große Sicherungsmöglichkeiten ein eher gewagtes Unternehmen. Die eine Seilschaft, die es an diesem Tag gewagt hat, hat über 14 Stunden benötigt. Wir bleiben in Talnähe und machen eine große Runde über den Colletto Dante, der uns in die unmittelbare Nähe des Monviso führt.
Am letzten Tag steigen wir dann gemütlich zum Pian del Re ab. Zwar haben wir nicht den kompletten Giro absolviert, aber doch einen guten Eindruck von der Gegend erhalten. Das nächste Mal dann mit Besteigung des Monviso.