Wer die Schweiz im Original erleben möchte, sollte sich in den Alpstein begeben. So stellt man sich die Schweizer Berge vor: steil, majestätisch, lieblich und zwischendrin immer wieder ein See und ein Berggasthof.

Uns hat es mit der Alpinen Tourengruppe der Sektion Stuttgart des Deutschen Alpenvereins mal wieder auf die Bollenwees verschlagen. Waren wir hier früher mit der Kletterausbildung regelmäßig zu Gast, hat sich das in den letzten Jahren etwas gelegt. Ob es was mit Wechselkursverhältnis zu tun hat?

Während die einen bereits den Freitag nutzen wollen, um auf den Fähnligipfel zu klettern, kommen die anderen erst am Abend an – soweit der Plan. Das heiße Wetter, die südseitige Exposition und die damit verbundene Hitzeentwicklung macht den Kletterern kreislaufmäßig zu schaffen, so dass die „Röstiraffel“ bereits nach zwei Seillängen abgebrochen und abgeseilt wird.

Groß ist das Hallo auf der Hütte beim Eintreffen der anderen Ausfahrtteilnehmer. Nach einer Runde vorzüglichem Rösti in verschiedenen Variationen stellen wir uns auf den Wetterumschwung am Samstag ein.

Eine Kaltfront bringt in der Nacht kräftigen Regen, der nächste Morgen ist spürbar kalt und das Wetter etwas unwirtlich. Dennoch machen wir uns auf den Weg, von der Bollenwees über die Saxer-Lücke hoch zur Roslenalp zu steigen. Vorbei an den Kreuzbergen soll es in Richtung Mutschen und von dort zur Zwinglipass-Hütte gehen, bevor wir über die Fälenalp den Rückweg zur Bollenwees antreten. So der Plan, denn der Wetterbericht sagt ab 10 Uhr nachlassende Niederschläge voraus.

Aber von wegen: Den gesamten Weg begleiten uns leichte bis mittlere Regenschauer, die Sicht ist gleich null und wir können die Berge nur erahnen. Völlig durchnässt und verfroren kommen wir auf der 2018 erweiterten sehr gemütlichen Zwinglipass-Hütte an und werden vom freiwilligen Hüttenteam bestens mit Tee und Suppe aufgewärmt. Und tatsächlich: Zwischendruch kommt sogar die Sonne raus, es reißt etwas auf und wir können den Altmann und die Umgebung in voller Pracht sehen.

Beim Abstieg jedoch zieht es wieder zu und wir müssen auf den matschigen Wegen gezielt treten, um nicht auf dem Hosenboden zu landen. Trotzdem können wir die Schönheit und Rauheit der Landschaft erahnen, Karstgestein und eindrückliche Landschaftsbilder prägen den Abstieg. An der Fälenalpe decken sich ein paar von uns mit frischem und günstigen Kuh- und Ziegenkäse ein, bevor wir die Bollenwees erreichen.

Der Sonntag ist wiederum prächtig – der Himmel ist blau und wolkenlos, die Sonne strahlt. Wir machen uns auf den Heimweg, wieder geht es hoch zur Saxer-Lücke und von dort zur Staubern. Dort teilen sich unsere Wege: Ein Teil bleibt oben und bummelt den Höhenweg bis zum Hohen Kasten weiter, der andere Teil tritt den steilen Abstieg zum Sämtisersee an. Am Pfannenstil treffen sich die Gruppen wieder und machen sich endgültig auf den Weg in die Heimat.
Bollenwees – wir kommen wieder.