Wie soll ich diese Tour einordnen? Gescheiterte Alpinkletterei? Auf der Suche nach einem trockenen Sektor? Wandern mit Eisen und Seil? Wir sind unterwegs an der Kampenwand und wollen vollenden, was vor einigen Jahren durch einen Wetterumschwung jäh unterbrochen wurde: Den direkten Westgrat am Staffelstein.

Zunächst müssen wir feststellen, dass der Zustiegsweg hinunter zum Routeneinstieg nicht konsumentenfreundlicher wurde. Eigentlich quält man sich nur durch das Unterholz und hat auch noch Stacheldraht zu überwinden – suboptimal.

Staffelstein

Der Einstieg ist schnell gefunden und los gehts. Aber war die Tour das letzte Mal auch schon so schwierig? Für einen Vierer ist die erste Seillänge doch sehr kräftig, die vier Haken auf 25 Meter fühlen sich auch nicht so richtig plaisir an. Die zweite Seillänge (5-, 3 Haken auf 30 Meter) ist mental sehr anstregend. Der eine oder andere Haken wäre sehr nett. Aber offensichtlich entspricht das nicht dem Kletterkonzept der Kampenwand.

am Südwandsteig

Eigentlich wollen wir an der Steinlingwand noch ein paar weitere Baseclimbs gehen. Leider ist die Wand nordseitig und patschnass. Daher kurz überlegen, was noch möglich ist. Wir steigen hoch zum Nordgipfel. Aber auch hier sind die Routen nass (mal abgesehen davon, dass die ersten Haken relativ hoch stecken). Zwei einfachere Routen würden gehen, doch die starten direkt am Wanderweg. Angesichts möglichen Steinschlags und der vielen Wanderer verzichten wir und treten den Rückweg an.

Da uns der Aufstieg über den normalen Wanderweg doch arg genervt hat (wer da so alles auf den Gipfel möchte …), wählen wir den Südwandsteig. Von einem zum anderen Augenblick sind wir völlig raus aus dem Gewusel und alleine. Wir genießen die Ruhe und den spannenden Weg und schauen uns in aller Ruhe die Wände und Touren an, die wir niemals gehen werden können. Himmlisch!